Vom Wert des Zuhörens

Für eine Kultur der Aufmerksamkeit in der Medizin

4. Freiburger Symposium zu den Grundfragen des Menschseins in der Medizin.

10. Juni 2016, 12:15-19:00 Uhr, Audimax (Kollegiengebäude II)
11. Juni 2016, 09:00-18:00 Uhr, Aula der Universität (Kollegiengebäude I)



Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Waldenfels

Em. Professor für Philosophie, Universität Bochum

Abstract: »Hören auf die fremde Stimme«

Es geht um eine Radikalisierung des Hörens, das mehr bedeutet als eine sensorische Erfahrung, als das Verstehen fremder Äußerungen oder als den Einsatz von Hörtechniken. In der fremden Stimme wird etwas laut, auf das wir hörend antworten. Hören, auch Weghören geschieht als leibhaftiges Antworten. Dies gilt auch für das ärztliche Hören auf die Stimme des Patienten, dessen Hilferuf das Heilungsverfahren als medicina ex auditu in Gang setzt. Wichtig ist die Zeitverschiebung zwischen Lautwerden und Antworten, die Raum gibt für ein Zögern und Warten. Hinzukommt die Fremdheit der eigenen Stimme, das Ineinander von eigener und fremder Stimme und die Verdoppelung der Stimme im Echo. Hören kommt aus der Fremde, Sprechen gerät an den Rand des Verstummens. Eine Pathologie des Gehörs bedarf ebenso wie die Phänomenologie des Gehörs einer auditiven Epoché, einer methodischen Hörenthaltung, die Überhörtes und Übertöntes vernehmbar macht.